Call me Vilco
2023 wurde in Vilbel die neue Stadthalle eröffnet. Sie heißt aber nicht einfach Stadthalle. Sondern “VILCO”. Hier die Begründung
Was denn nun?
Ursprünglich waren die Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, Namensvorschläge für die neue Stadthalle einzureichen.”Große Wasserkiste” hieß einer davon, weil die Baugrube zeitweilig abzusaufen drohte. “Minkel-Bunker” lautete ein anderer, weil der Ehrenstadtrat und Stadtwerkechef Klaus Minkel den Bau des Gebäudes entscheidend vorangetrieben hatte.
Die Stadtoberen waren damit jedoch nicht zufrieden und vergaben den Auftrag für die Namensfindung an die Kölner Agentur solobrand, die nach ihrem Selbstverständnis auf “kreative Sprachverwendung, fundierte Recherchen, passgenaue, rechtssichere und einzigartige Namen” setzt. “Naming” heißt das in der Werbebranche. Beziehungsweise “branding”. Der Laie hat ja keine Vorstellung, wie viel Arbeit das macht.
Namensfindung - eine Wissenschaft für sich © solobrand
Zwölf Vorschläge lagen am Ende auf dem Tisch. Das Stadtparlament entschied sich einstimmig für “VILCO”. Das “VIL” stehe für Vilbel, das “CO” für Communication, Concert, Conference oder Congress, hieß es aus dem Rathaus. Des weiteren wurde die Agentur Lauter, Leute , ebenfalls aus Köln, mit der Entwicklung eines Corporate Design inklusive “kompletter Farbwelt, einzigartiger Icons zur Benutzerführung sowie der Geschäftsausstattung” engagiert.
Die eingangs befragten Bürgerinnen und Bürger wiederum fanden das nicht so gut. Auf Facebook gab es eine Art Shitstorm. Was das mit dem “CO” solle? Heißt es jetzt “die” Vilco”? Oder “das” Vilco? Warum nicht gleich “Concrete”, wie Beton? Und überhaupt. Antwort der Stadt: Man habe die englischprachige Welt im Auge gehabt. Das sei heutzutage üblich. Und außerdem ein Alleinstellungsmerkmal. Weil: Stadthallen gäbe es viele. Aber nur eine VILCO.
Vielleicht aus gutem Grund. Denn einzigartig ist der Name nicht. Sucht man im Internet, findet man unter anderem einen Filzhut, einen Buffetschrank, ein Gleitmittel auf Wasserbasis, ein Nasenspray, eine ferngesteuerte Angel, ein Portal für abartige Kunst und eine zwielichtige Handelsgesellschaft in Panama.
Doch was soll’s. Nun ist die Kartoffel da, nun wird sie auch gegessen. Begrüßen wir in Zukunft unsere internationalen Gäste: “Welcome to Vilbel Spa, the Spring- and Festivaltown. You find here everything from kinky art to trilby. And even motion lotion.”