Die neue Stadthalle

Sie ist ein Monument geworden. Ein echtes Jahrhundertbauwerk. Dafür hat Bad Vilbel tief in die Taschen gegriffen.

Einmal von vorn …

… und einmal von hinten. Mehr ging nun wirklich nicht

Nun wurde sie tatsächlich eröffnet. Drei Jahre später als ursprünglich geplant. Und mehr als doppelt so teuer. Aber es war ja auch das größte Bauvorhaben, das die Stadt sich jemals vorgenommen hatte.

Vor fünf Jahren war damit begonnen worden. Zuvor mussten das alte Kurmittelhaus und das Anfang der siebziger Jahre errichtete Hallenbad abgerissen werden. Anschließend wurde die Baugrube ausgehoben. 70 000 Kubikmeter Erdreich wurden abtransportiert, hunderte von Bohrpfählen in den Boden gerammt, um den Tiefgaragen-Bau zu sichern.

Für die Sanierung des denkmalgeschützten Kurhauses standen anfangs fünf Millionen Euro im Plan. Zehn Millionen sollte die Tiefgarage kosten, weitere zwanzig Millionen der Bau der der neuen Stadthalle inklusive Bühnentechnik. Eine Investition also, die hochgerechnet bei rund 1000.- Euro für jeden Vilbeler Bürger gelegen hätte.

In der Größenordnung war das, bezogen auf die Einwohnerzahl, vergleichbar mit dem Bau des Berliner Flughafens. Und zweimal mehr als im Falle der Hamburger Elbphilharmonie. Das sei jedoch kein Problem, hieß es damals. Denn das Gesamtprojekt sei “schuldenfrei finanzierbar”, weil man in Vilbel vorausschauend gewirtschaftet habe und nun den “Schatz aus dem Verkauf der Quellenpark-Grundstücke” hebe.

Zeit ging ins Land. Erst kam Corona, dann der Krieg in der Ukraine. Baumaterial wurde knapp, die Planungskosten stiegen, Inneneinrichtung und Technik wurden teurer als erwartet. Noch ist das letzte Wort nicht gesprochen. Bei einem Rundgang war unlängst die Rede von 67 Millionen Euro für Stadthalle (57) und Kurhaus (10) sowie weiteren 20 Millionen für die Tiefgarage. Macht theoretisch pro Kopf: 2500.- Euro.

Eine neue Sichtachse für den Kurpark

Betriebsgewinne sind vorerst nicht zu erwarten. Auch keine zusätzlichen Einnahmen aus dem erhofften Geschäft mit der neuen Therme. Sondern voraussichtlich hohe Anfangsverluste. Vorerst wird die Stadt wohl mit einem jährlichen Defizit rechnen müssen. Von einer siebenstelligen Summe ist die Rede. Seriös voraussagen ließe sich das aber nicht, heißt es.

So oder so wird Bad Vilbel damit leben. In Erinnerung an große Zeiten und kühne Taten.


“Exegi monumentum!”

Fedor Bronnikov: “Horatius trägt dem Maecenas vor” (1863)

Ein Denkmal schuf ich, dauerhafter als Erz,
über Königspaläst' und Pyramid' erhöht,
das kein modernder Guß, kein ungezähmter Nord
auszutilgen vermag, noch ungezählter
Jahre Reih' und hinabrollender Zeiten Flucht …


(Horaz, Oden, 3.30; Übersetzung von Johann Heinrich Voß)

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